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13PHOTO Anne Gabriel Jürgens Coastal Erosion

Küstenerosion im Mittelmeer

S’Illot hat ein für Mallorca und viele andere Regionen am Mittelmeer typisches Problem. Die mediterrane Küste mit ihren langen Sandstränden ist ein heiss begehrter Streifen Land. Wir lieben ihre weiche, sinnliche Beschaffenheit, ihr Wellenplätschern beruhigt uns, der Blick zum Horizont lässt uns aufatmen. Sandstrände sind Sehnsuchtsorte – und wohl eines der meistbesuchten Ökosysteme der Welt. Sie nehmen weltweit mehr als ein Drittel der Küstenlinie ein. Bis zum Ende des Jahrhunderts könnte aber fast die Hälfte der Sandstrände der Erde verschwinden.

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Am Mittelmeer geht es den Stränden besonders schlecht, denn Flüsse bringen immer weniger Sediment mit, weil Stauseen im Oberlauf Sand, Steine und organisches Material zurückhalten. Ausserdem verändern Häfen, Wellenbrecher und andere Bauten die Strömungen und wirken wie Sandfallen unter Wasser. Die dichte Bebauung an der Küste unterbricht zudem die natürliche Regenerierung der Sandstrände. Dieses Problem ist am Mittelmeer besonders gross, weil es hier kaum Gezeiten gibt und deshalb sehr nah an die Meereslinie gebaut werden kann. Meerblick verkauft sich einfach gut.

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Dazu kommen die Effekte des Klimawandels: Der Meeresspiegel steigt als Folge der Erderwärmung. Das Mittelmeer erhitzt sich stärker als der globale Durchschnitt. Schon jetzt ist es dort um 1,5 Grad heisser als in vorindustriellen Zeiten. 2040 werden es wohl 2,2 Grad sein, wie das unabhängige Netzwerk der «Mediterranean Experts on Climate and Environmental Change» (MedECC) errechnet hat. Das bringt einen geschätzten Anstieg des Meeresspiegels um insgesamt einen Meter für das Jahr 2100 – wenn wir so weitermachen wie bisher. Dazu kommen die Unwetter im Herbst und Winter, die immer heftiger werden und an der Küste grosse Schäden anrichten.

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Viele Ferienorte lösen das Problem der Erosion mit regelmässigen Sandvorspülungen: Sand wird vom Meeresgrund gesaugt und auf die Strände geblasen. Das aber sind massive und sehr teure Eingriffe. Und sie zerstören das Ökosystem rund um den abgesaugten Grund.

S’Illot versucht es deshalb auf die sanfte Art: Sie befestigen den Sand, das teure Gut, mit abgestorbenen Pflanzenresten. Die spült das Meer vor allem im Winterhalbjahr bei Sturm und hohen Wellen an. Die braunen, schmalen Blätter stammen vom Neptungras, der Unterwasserpflanze Posidonia oceanica, die im seichten Küstenwasser wächst. Die Haufen sehen nicht sehr appetitlich aus, der Meeressaum ist dunkel, auch im seichten Wasser treiben die Posidonia-Blätter. Kann man so einen Strand den Touristen zumuten? Llodrà findet schon und fordert einen Mentalitätswandel: «Das idyllische Bild des weissen, sauberen Karibikstrandes hat nichts mit der Realität des Mittelmeeres zu tun. Unsere Strände haben Pflanzenreste. Und es ist gut, dass diese Reste liegen bleiben.»

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Was soll nun also mit Spaniens Strand geschehen? Und was mit den Häusern am Meer? Viele sind der Traum ihrer Besitzer:innen, der Ort, an dem sie ihren Lebensabend verbringen wollen. Mit Meerblick und mildem Klima. Meeresforscher Michalis Vousdoukas meint: «Wenn man es von einem Hardcore-Umweltstandpunkt aus betrachtet, ist Umsiedeln die Lösung: Alles abreissen und in den Naturzustand zurückführen.»

Ein laufendes Projekt seit 2022.