Wo der Sugo wächst
Schon von Weitem leuchtet die riesige aufgespiesste Tomate in der unerbittlichen Sonne. Sie ist die Kreiselskulptur der kleinen Ortschaft Miajadas, die sich selbstbewusst «Europäische Tomatenhauptstadt» nennt.
Miajadas liegt in der autonomen Provinz Extremadura, dem sogenannten Armenhaus Spaniens. Dort haben sich Lebensmittelmultis wie Nestlé angesiedelt, um die Tomaten vor Ort zu verarbeiten und als Sugo in die ganze Welt zu exportieren.


Die Tomate ist im wahrsten Sinne des Wortes zum Goldapfel – Pomodoro – geworden: Kein Gemüse wird weltweit häufiger angebaut. Allein Spanien exportierte 2019 Tomaten im Wert von 1,1 Milliarden Dollar, der grösste Teil davon stammt aus der Extremadura. Schon die Römer haben diese wasserreiche Gegend genutzt und Aquädukte gebaut. Heute bilden mehrere Stauseen und ein 500 km langes Kanalsystem die Grundlage für die industrielle Landwirtschaft.


Gemüseproduktion in solchen Dimensionen hat auch Schattenseiten. Auf den Feldern sind die Arbeiter:innen Hitze, Staub, Lärm und grossen Unfallrisiken ausgesetzt; in den hyperklimatisierten Verarbeitungszentren wird im Drei-Schicht-Betrieb Fliessbandarbeit verrichtet. Die Belastung ist hoch, die Löhne tief. Monokulturen, hoher Wasserverbrauch, Plastikabfälle und schwere Landmaschinen, die die Böden zerstören, gefährden Umwelt und Ökosysteme.




Zwar gibt es neben konventionellem Anbau vermehrt Produzent:innen, die auf Bio setzen, aber auch Deutschlands grösster Chemiekonzern BASF ist ins Geschäft eingestiegen und produziert gentechnisch veränderte Tomaten. In Spanien werden diese mit dem Slogan «Hazlo fázil!» beworben: Mach’s dir leicht!


